Alpenüberquerung Wien - Nizza: Von Wien bis in die Rax


Nach einem gewittrigen Start in Wien vor einer Woche, hat mich gestern das Gewitter wieder aus dem Gebirge getrieben.

Schneeberg Gipfelplateau mit Fischerhütte



Den ersten Tag gehts durch das Straßengewirr von Wien vorbei an einigen Sehenswürdigkeiten bis zum Schloss Schönbrunn. Dann war es nur noch ein kurzer Fußmarsch zum Campingplatz. Am nächsten Tag finde ich in Perchtoldsdorf die ersten Wegweiser für den Nordalpenweg. Der Weg führt durch den Wiener Wald vorbei an urigen Gasthäusern. Ich entscheide mich am Ende des Tages zum Abstieg nach Sulz, hier gibt es ebenfalls einen kleinen Campingplatz. Meine Füße teilen die Freude am Laufen leider nicht mit mir, so sind die ersten Etappen nicht allzu lang.

Der Weg verläuft anfangs identisch mit dem Wallfahrerweg Via Sacra von Wien nach Mariazell. Vorbei gehts am Kloster Heiligenkreuz über Wald und Wiesenwege rauf zum Peilstein. Es ist so warm, dass ich ständig auf der Suche nach Wasser bin, Dorfbrunnen finde ich leider keinen einzigen. Das Peilsteinhaus liegt am höchsten Punkt umgeben von Wald, zum kleinen Gipfelkreuz mit Aussicht sind es nur ein paar Schritte.

Über das Waxeneck, großen Mandling und Waidmannsfeld laufe ich bis in die Abendstunden hinein, das gute Wetter muss ich ausnutzen. Zum Glück bekomme ich spontan ein Zimmer im Michlwirt. Von der Terasse hat man einen traumhaften Ausblick, da schmeckt das Backhendl gleich noch besser. Leider ist das Bett mehr als unbequem und ich wälze mich die halbe Nacht hin und her. Nach einem deftigen Frühstück, der Wirt meint es gut und macht noch eine Riesenportion Eier mit Speck, schleppe ich mich den Berg rauf. Es ist selbst in der Früh schon brütend heiß. Im Ölerschutzhaus gibts glücklicherweise wieder Wassernachschub. Mit Donnergrollen schaffe ich es vor dem Regen zur Edelweisshütte am Fuße des Schneeberg. Der hat sich gerade in Nebel gehüllt.

So geht es am nächsten Tag mit leichter Kraxelei über den Fadensteig hinauf und vorbei an der Fischerhütte bis zum höchsten Punkt. Die Gipfelrast verschiebe ich auf später, die Wolken sehen schon wieder gewittrig aus. Also mache ich mich gleich an den elendig langen Abstieg ins Tal zum Weichtalhaus. Dort angekommen ist es noch zu früh um den Tag schon zu beschließen. Ich habe die Wahl zwischen nochmals 1000Hm Aufstieg zum Ottohaus in der Rax oder baden im Fluss. Die Motivation siegt dann doch und ich quäle mich bei 30 Grad den Berg rauf. Über hundert Leitern gehts rauf. Alle paar Meter bleibe ich stehen und schaue auf den Fluss hinunter, wo ich jetzt hätte baden können. Ich fluche die ganze Zeit vor mich hin. Nach endlosen drei Stunden erreiche ich die Hütte. Ich bin wie so oft der einzige Gast, schon ein bisschen gruselig in dem riesigen Gebäude.

Am nächsten Morgen starte ich zeitig, ich bin mir unsicher wegen des Wetters, Gewitter ab Mittag heißt es. Ein zweites Frühstück im Karl Ludwig Haus kann ich mir trotzdem nicht verkneifen.
Der Wirt gibt mir noch Tips für den Weiterweg und macht mir Mut, dass ich es noch bis zum Schneealpenhaus schaffe könnte. Aber erst einmal muss ich die Heukuppe überschreiten. Der Gamsecksteig ist zwar ein leichter Klettersteig aber mit meinem schweren Rucksack dauert es eine Weile bis ich unten bin. Kaum treffe ich am Nasskamm ein, wo der Aufstieg zur Schneealpe beginnt, ziehen schon dunkle Wolken auf. 
An einer Jägerhütte kann ich den ersten Regenguss abwarten. Da die Sonne wieder rauskommt, wage ich doch noch den Aufstieg. Hundert Meter unterhalb des Bergkamms donnert es wieder. Diesmal aber gewaltiger und es kommt eine Ladung Hagel mit runter. Ich werfe mein Gepäck unter einen Baum und steige schnell wieder etwas ab, um Schutz an einer Felswand zu finden. Dort kauere ich nun bestimmt eine Stunde und warte ab. Das Gewitter will einfach nicht wegziehen, Blitz, Donner, Hagel, Regen, immer im Wechsel. Ich bin heilfroh als es sich irgendwann doch beruhigt. Schnell hole ich meine Sachen und beschließe nicht mehr weiter auf dem Kammweg aufzusteigen, immer wieder ist noch Donnergrollen zu hören… So stolpere ich fluchtartig den Steig hinunter. Mittlerweile hat sich der Weg in einen Bach verwandelt und ich rutsche mehr als dass ich gehe.

Endlich erreiche ich die Forstraße und komme zügiger voran. Auch hier sucht sich mittlerweile ein übersprudelnder Bach seinen Weg. Überall Wasser, die Tage zuvor habe ich es noch gesucht, nun kommt es aus allen Richtungen.
Wieder jagen Blitze über den Himmel, ein vorbeifahrendes Feuerwehrauto nimmt mich mit in den Ort. Die Leute hier sind sehr hilfsbereit und ich bekomme ein Zimmer und Abendessen im einzigen Gasthaus, obwohl es heute eigentlich geschlossen hat.

Was für ein Tag. Nun gönne ich mir einen Pausentag. Zeit für die übliche Routine auf Tour...




Peilstein









Gipfelwiese des Großen Mandling






Fadensteig


Schneeberg Gipfelkreuz


Enldose Leiternwege zum Ottohaus




Heukuppe
Gamsecksteig

Gewitter über der Rax

Gebirgsbach nach dem Gewitterregen

Mein Zufluchtsort vor dem Gewitter







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