Alpenüberquerung Wien - Nizza: Drei Zinnen ins Reich der Fanes

Von Sterzing ging's morgens mit dem ersten Zug "Zurück auf Los". In Sillian fädele ich auf den eintönigen Radweg ein, dafür gehts die nächsten drei Stunden ohne Umwege nach Innichen und somit nach Italien, genauer gesagt Südtirol.





Scharen italienischer Radfahrer kommen mir ab dem späten Vormittag teils motorisiert in einem Affentempo entgegen. Einige Male muss ich in den Graben springen, um nicht überrollt zu werden. Die Innenstadt von Innichen ist sehr hübsch, so lege ich auf einem ruhigen Platz eine Mittagspause ein.





Weiter geht's Richtung Sexten und zur Dreischusterhütte. Diesen Weg kenne ich schon von meiner allerersten Dolomitentour, wirklich erinnern kann ich mich aber nicht mehr. Nach einem Stück Buchweizenkuchen an der Alm, beschließe ich trotz der späten Stunde noch den Aufstieg zur Dreizinnenhütte unter die Füße zu nehmen - was weg ist, ist weg!



Aus dem breiten Almweg wird bald ein schmaler Steig, der sich nach oben windet. Wunderbar leichtfüßig bin ich heute unterwegs, dank dem "Wellnesswochenende". 
Auf einem kleinen Plateau noch gut einige Minuten von der Hütte entfernt, suche ich mir einen schönen Platz fürs Biwak. Die Hütte ist höchstwahrscheinlich ausgebucht und die ungemütlichen Bettenlager habe ich ich nicht in bester Erinnerung. 
Am Abend pilgere ich noch zu einem Hügel mit Blick auf die Drei Zinnen. Das vierte Mal bin ich nun schon hier und jedesmal aufs Neue ist es ein toller Anblick. Leider bin ich so müde, dass ich den Sonnenuntergang glatt verschlafe, bin ich doch seit 4 Uhr früh auf den Beinen.



Am nächsten Morgen sehe ich den Menschenauflauf an der Dreizinnenhütte und laufe schnell weiter über die Lange Alm zur Forcella Argentere und steige ins Valle Rimbianco ab. Im Talgrund kann ich mir ein spontanes Bad in einer der zahlreichen Gumpen nicht verkneifen. 



Es ist früher Nachmittag und bereits brütend heiß als ich den Dürrensee erreiche. Zur Erfrischung gibts Strudel, Eis und Holundersaft im Restaurant am See. 




Trotz schwindender Motivation steige ich über einen steilen Pfad zum Strudelkopf auf und weiter zur Dürrensteinhütte. Bisher hierher waren gute Biwakplätze rar, überall Weidefläche. Bei Nachfrage in der Hütte sind mir die Preise allerdings zu gesalzen, sodass ich nach einem Teller Pasta noch weiterlaufe. Überall Kuhweide, also noch weiter rauf, kurz vor der Kammhöhe, schlage ich das Zelt trotz Weide auf, allerdings hinterm Weidezaun. 
Es ist keine Kuh in Sicht und die Sonne geht bereits unter, nur schnell noch einpaar Fotos und dann in den Schlafsack.




Der Weg zur Seekofelhütte führt in leichtem Auf und Ab an Jaufen und Seekofel vorbei. Über merkwürdig geformte Felsrippen steige ich bis zum Kamm und wieder bergab zur Seekofelhütte. Diese sieht nicht sehr einladend aus, so steuere ich die Fodara Vedla Almhütte an, sie liegt etwas abseits vom Touristenstrom zur Senneshütte und ist perfekt für die Mittagsrast.
Am frühen Abend erreiche ich die Faneshütte, mit einem knappen Satz, werde ich abserviert, da alles ausgebucht ist, nicht einmal ein Platz im Gastraum wird mir angeboten ... pffh dann gibts halt wieder eine Nacht im Zelt. Am nächsten Bach schöpfe ich noch Wasser steige weitere 200 Hm auf zur Großfanesalm und später querfeldein den Hang rauf. Es folgt eine zeitraubende Suche nach einem Kuh-freien ebenen Platz. Ich fühle mich von den Leuten an der Alm beobachtet und stelle mein Zelt vor Blicken geschützt hinter Bäumen in einer Senke auf. Auf den Sonnenuntergang folgt leichter Regen und bringt als Abendgruß einen Regenbogen zum Vorschein.
Wie schön - so sind alle Strapazen schnell vergessen!




Um dem etwas langweiligen Weg mehr Spannung zu geben, habe ich mir für den nächsten Tag die Überschreitung der Cima Furcia Rossa III über den Friedensweg in den Kopf gesetzt. Morgens bin ich aber am Zweifeln, ich hatte schlecht geträumt und es regnet bereits am Morgen.Ich bin verunsichert.
Der Klettersteig ist vor allem lang und dolomitentypisch bestimmt auch etwas knifflig. Diesmal fühle ich mich besonders allein mit meinen Entscheidungen, gehe aber erstmal los in Richtung Einstieg und schiebe die negativen Gedanken erstmal zur Seite. Dann schlage ich auch noch den falschen Weg ein und muss wieder ein gutes Stück zurück. Als ich am Abzweig sitze und erneut grübele, kommt tatsächlich noch ein Wanderer herauf. Wir tauschen uns kurz aus und haben scheinbar das gleiche Ziel. Da fällt mir doch ein Stein vom Herzen und mein Mut kehrt zurück. Trotz einiger ausgesetzter Stellen und schmalem Steig, komme ich gut voran. Nach kurzer Fotopause am Gipfel geht's auch schon wieder runter, zu groß ist die Angst, dass doch noch ein Gewitter aufzieht.








Nach einer Nacht auf einem Campingplatz in der Nähe des Falzaregopass, wache ich morgens mit Magenschmerzen und Übelkeit auf. Tagsüber wird es kaum besser und ich beschließe noch einen Tag abzuwarten, zum Weiterlaufen bin ich zu schwach. Vielleicht war das Wasser doch nicht so sauber wie gedacht, welches ich am Tag zuvor im Bach geschöpft hatte...




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