Alpenüberquerung Wien - Nizza: Das kulinarische Highlight der Tour - Die Grande Traversata delle Alpi

Über das kleine Bergdorf Forno erreiche ich die GTA  - Grande Traversata delle Alpi.
Diesem Wanderweg möchte ich nun fast bis zum Meer folgen, jedenfalls soweit ich komme in den verbleibenden zweieinhalb Wochen.




Gleich in Rimella werde ich am ersten Abend mit einem mehr als 10-gängigem Menü verwöhnt. Mit viel zu vollem Bauch (so satt war ich auf der gesamten Tour nicht) wälze ich mich nachts hin und her. Dies war sozusagen der kulinarische Auftakt...
Das Laufen hier ist trotz der vielen Höhenmeter jeden Tag wirklich entspannt, nur selten verliere ich den Weg oder muss rätseln wo es langgehen könnte.
Bald fällt mir auch auf, dass bevorzugt deutsche Wanderer hier unterwegs sind, das hätte ich nicht erwartet. Aber es gibt eben zwei sehr gute Wanderführer und man kann gut in Etappen laufen und sich jeden Abend den Köstlickeiten hingeben.
So führt der Weg morgens meist im Schatten auf einen Bergkamm um dahinter wieder ins Tal zu führen. Langweilig wird es aber nie, die Landschaft und die Ausblicke auf Monte Rosa und Gran Paradiso sorgen für Abwechslung. Manchmal gibt es auch schmale Steige oder seilversicherte ausgesetzte Stellen, später läuft man wieder über eine herrliche Mulatteria ins Tal. Besonders interessant sind die alten Dörfer mit teils schon verfallenen Häusern und Almgebäuden durch welche der Pfad sich schlängelt. 









Das Schöne ist nun, dass ich viele Bekannschaften mache, so verzichte ich meistens auf eine Übernachtung im Zelt und genieße die Gesellschaft der anderen Wanderer, das tut wirklich gut. 
Aufgrund meiner mangelnden Italienisch Kenntnisse kann ich mich mit den Einheimischen leider nur mit Händen und Füßen und einpaar Brocken verständigen, was meist ganz lustig, manchmal aber auch schwierig ist, vor allem wenn ich telefonisch ein Zimmer reservieren möchte.
Auf dem Weg von Forno ins Aostatal kommt man auch an der großen Wallfahrtskirche Oropa vorbei, sowie an kleineren unbekannten Klöstern, in einigen werden auch die Wanderer untergebracht.



Vor einem Kloster habe ich mit anderen Wanderern zusammen mal einige Stunden ausgeharrt, bis der Herbergsvater doch irgendwann aufgetaucht ist. Da war die Erleichterung groß dass wir statt draußen zu biwakieren doch ein warmes Bett bekommen und dazu reichlich Abendessen. 
Am übernächsten Tag erlebe ich einen traumhaften Sonnenaufgang beim Rifugio Coda, die folgende Kammwanderung und Überschreitung des Mombarone sind ebenfalls spannend. 






Am Nachmittag erreiche ich das Agritourismo Belvedere, nur noch einen Steinwurf von Quincinetto im Aostatal entfernt, hier ist es wie im Paradis. Auf der Wiese vorm Haus konnte ich es mir im Liegestuhl bequem machen, mit herrlicher Aussicht und einem kalten Bier - was will man mehr! Das war fast wie ein halber Ruhetag. Am Abend gibt es auch hier wieder jede Menge Leckereien, sodass man sich sehr zusammenreißen musste nicht zuviel zu essen. Sogar das Frühstückbuffet war Italien-untypisch reichhaltig.



Hier trennt sich die Gruppe, die meisten reisen heim, aber schon am Abend treffe ich wieder neue Wanderer und alte Bekannte. Der Weiterweg ist wieder gespickt mit spannenden Passagen, auf schmalen Steigen geht es durch Schluchten und über aussichtsreiche Bergkämme. 


Besuch bei Giorgio und Maria auf der Alpe Chiaromonte



Mehrmals muss ich an knurrenden und bellenden Hunden vorbei, die von den Höfen gelaufen kommen. Das ist besonders für mich eine Mutprobe, kurz hinter San Lorenzo überspringe ich sogar eine Teilstück im Auto, da ich mich einfach nicht an drei Hunden vorbei traue. Ein anderes Mal nehme ich wieder Umwege in Kauf, um einen Almabtrieb zu umgehen, schon von weitem sehe ich mehrere Hütehunde wie sie hinter den Kühen herjagen. Ich glaube die freilaufenden Hunde sind auf der Tour beinahe meine größte Herausforderung! 



Hinter Ceresole Reale überquert man die drei Lanzotäler, wobei mir das letzte mit seinen glasklaren grün schimmernden Seen und steilen Grasflanken am besten gefällt. 



Nun kann ich die mir verbleibenden Tage bereits an einer Hand abzählen. Als besonderen Abschluss, möchte ich unbedingt noch den Rocciamelone besteigen. Nach einem langen Aufstieg mit knapp 2000 Hm erreiche ich hier den höchsten Punkt meiner Tour auf 3538m.
Am Gipfel steht eine Marienstatue und die höchstgelegene Kapelle der Alpen. Da es hier einen Biwakraum gibt, entschließe ich mich hier zu übernachten. Ich mache allerdings kaum ein Auge zu, zum einen wegen der Höhe und weil ich ewig draußen stehe zum Fotografieren. Ich werde auch nicht mehr wirklich warm und bin froh als die Sonne aufgeht und ich nach etlichen Fotos absteigen kann.







Doch der Abstieg ins Susatal zieht sich, 3000 Hm muss ich ins Tal absteigen aber ich möchte schon gern im Tal übernachten. Ich möchte mich endlich ausruhen und auch mal die Beine hochlegen, nach vier Wochen Laufen ohne Ruhetag!
Der Herbst hält langsam Einzug und wie und ob es später für mich noch weitergeht, muss ich spontan entscheiden.
Susa
Turin






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