Gr 5: Ins Herz der Vanoise
An
unserem Pausentag in Chamonix haben wir beschlossen, vorerst noch dem
GR5 bis zum Vanoise Nationalpark zu folgen. Die Verlockung war groß
auf die Haute Route nach Zermatt ab zu biegen und vielleicht noch einpaar höhere
Gipfel anzusteuern, allerdings hatten wir wenig Lust auf den Trubel
und das hektische Treiben in den Hütten und Gletscherquerungen in
einer Zweierseilschaft.
Den
Vormittag vertrödeln wir damit in Chamonix ein Päckchen nach Hause
zu schicken mit nicht genutzten Sachen und unseren defekten
Isomatten. Nach knapp 10 Jahren Nutzung darf so eine Matte schonmal
Luft lassen, glücklicherweise war es in Chamonix kein Problem mit
der Nachbesorgung einer neuen.
Zurück
in Le Houches geht es zunächst steil durch Häusersiedlungen hoch,
am Col de Voza kreuzt der GR5 dann die Tramway du Mont Blanc,
dementsprechend viel ist hier auch los.
Der
Weg führt in ständigem Auf und Ab zum Camping Le
Contamines Montjoie. Das Highlight des Tages wartet in Form einer
Pizza am Foodtruck auf uns. Das war eine gute Abwechsung zu unserem
sonstigen Speiseplan.
Am
nächsten Morgen reihen wir uns in die Ameisenkolonne zum Col du
Bonhomme ein. Danach wird es bald ruhiger. Hinter dem Refuge de la
Croix du Bonhomme nehmen wir den Weg über den Col de la Sauce, ein
Kammweg mit schöner Aussicht.
Am
späten Nachmittag kreuzen wir die Passstraße, die vom Roselend
Stausee heraufzieht und suchen uns oberhalb der Gîte de Plan Mya
einen Zeltplatz. Am nächsten Morgen sehen wir von dieser Anhöhe die
Tour de France vorbeifahren. Für uns gehts aber weiter, wir wollen
heute noch das Rifuge du Presset erreichen. Dieses liegt einsam in
einem Hochtal mit See, an welchem wir den wohl schönsten Zeltplatz
der Tour finden.
Um
satt zu werden, gönnen wir uns zum Nachmittagstee noch ein Crèpe
und Omelette auf der Hütte. Auch das Hüttenteam scheint sehr nett
zu sein, wir dürfen die Toiletten mitbenutzen und unser Trinkwasser
nachfüllen.
Der
Abstieg nach Landry ist zäh und die Hitze macht uns zu schaffen. Im
Tal ist unsere Stimmung am Tiefpunkt, den angegeben Supermarkt finden
wir nicht und weit und breit gibt es auch kein Trinkwasser, nichtmal
einen Brunnen. Bis nach Landry ist es noch eine knappe Stunde
Fussmarsch entlang der Isère. Ein Sprung in den Fluss bringt die
lang ersehnte Abkühlung, beim Baden kommen noch einpaar Kajakgruppen
vorbei. Das ist hier wohl sehr beliebt. Bald schlagen wir unser Zelt
auf einem Campingplatz mit Pool auf. Das Wasser ist leider pipiwarm,
um so länger stehen wir danach unter der kalten Dusche und machen es
uns auf den Sonnenliegen bequem - wann hat man das schonmal.
Für
den nächsten Tag ist wieder Hitze vorhergesagt diesmal erliegen wir
der Versuchung und nehmen den Bus in den nächsten Ort hinauf, hier
wollen wir noch Proviant nachkaufen. Im Talschluss bei Rosuel muss
ein Großteil der Leckereien bereits dran glauben, bevor wir in den
Vanoise Nationalpark aufbrechen.
Das
Refuge du Col du Palet liegt so idyllisch auf einer Anhöhe, sodass
wir beschließen hier zu bleiben. Für 5 Eur pro Person können wir
Toiletten und Aufenthaltsraum mit benutzen und uns in die gemütlichen
Liegestühle lümmeln.
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Putzig und aufdringlich zugleich |
Der
Abstieg ins Val Claret ist dann leider kein Augenschmaus, hier führt
der Weg durch eines der bekanntesten Ski Gebiete in Frankreich, wie
man das eben so kennt mit vielen Liften, Shops, Bars und im Sommer
ein Paradis für MTBiker. Wir erfreuen uns an einem Frühstück vorm
Supermarkt und dem guten Handynetz.
Beim
Checken der Wetterapp wird allerdings klar, dass uns nur noch wenige
Tage das Wetterglück erhalten bleibt, dann wird es wohl ungemütlich.
Also ist wieder etwas Eile oder Improvisieren angesagt aber das
wollen wir erst später entscheiden.
Wir
nehmen den Abzweig auf den GR55 zum Col de la Leisse, da uns der Weg
direkt ins Herz der Vanoise bringt. Mit Blick über den Stausee Plan
des Nettes geht es über Geröllwege und Gletscherschliff durch eine
Mondlandschaft. Erst kurz vor dem Refuge de la Leisse wird es wieder
grün.
Zum
Abend wollen wir noch das das lange flache Leisse Tal hinter uns
bringen und entscheiden uns letztendlich am Refuge de deux Eau nach
einer Zeltmöglichkeit zu fragen. Auch hier ist es ab 18 Uhr möglich
zu zelten. Es gibt sogar eine kleine Gemeinschaftsküche zum Kochen
und Abwaschen, das ist echt komfortabel!
Der
Aufstieg zum Refuge du Col de la Vanoise, 2531m fällt uns nicht
wirklich schwer, mittlerweile sind wir recht gut eingelaufen. Von der
Hüttenterrasse blickt man direkt auf den Felskoloss des Grande
Casse, dem höchsten Gipfel des NP. Wegen der aperen Verhältnisse
reizt uns die Besteigung nur wenig. Vielleicht wär das mal was als
Skitour?!
Weiter
gehts durch Felsblöcke und über das Plateau zur Doronschlucht, auf
dem Weg sieht und hört man viele Murmeltiere und auch Steinböcke
sind aus der Ferne zusehen.
Da
wir nicht soviel Höhe verlieren wollen, gehen wir die Variante über
das Refuge de la Valette. Der schmale und steile Steig führt hinauf
in ein traumhaftes Hochtal mit Wasserfällen und vor sich hin
mäandernden Bächlein. Auf einer Blumenwiese am Bach machen wir eine
ausgiebige Bade- und Brotzeitpause. Der Umweg hat sich jetzt schon
gelohnt!
Am
Abend dürfen wir wieder vor der Hütte unser Zelt aufschlagen, diese
ist sowieso komplett ausgebucht und der Hüttenwirt ist sichtlich
erleichtert, dass er uns nicht auch noch für das Abendessen
einplanen muss, wir haben ja alles dabei. Später zieht noch ein
Gewitter auf und raubt uns die Nachtruhe. Selbst nach so vielen
Zeltnächten, ist eine Gewitternacht immer noch gruselig.
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Käseverkostung im Chavièretal |
Einen Tag später am
Refuge de Pèclet-Polset fragen wir nach einem Bett und können zum
Glück bleiben, für die Nacht und den Morgen ist wieder Gewitter
vorhergesagt. Nach einem Abstecher zum malerisch gelegenen Lac Blanc,
köcheln wir in der Gemeinschaftsküche unser Abendessen.
Am
nächsten Morgen starten wir extra früh, um es noch vor dem Gewitter
ins Tal zu schaffen, leider kommt es dann doch früher als erwartet
und wir werden richtig nass. Am Refuge L‘Orgère trocknen wir bei
einer heißen Schoki und Crèpe unsere Sachen und beschließen für
die Nacht hier zu bleiben und auch den nächsten Tag eine Unterkunft
zu suchen.
Der
nächste Tag ist dann tatsächlich neblig und grau, wir sind froh das Schlechtwetter in einem Appartement oberhalb von Modane
aussitzen zu können. Leider verpassen wir damit die Tour zum Refuge
de la Dent Parrachèe und die Besteigung des Pointe de
l‘Observatoire.
Das
Wetter zeigt sich am nächsten Tag wieder von seiner besten Seite.
Wir ziehen weiter zum Col de Vallèe Etroite und besteigen am
nächstenn Morgen den Mont Thabor.
Die
Rundumsicht ist einmalig und unser nächstes Ziel, das Ecrins Massiv,
können wir auch ausmachen.
Wir
sind gespannt, was uns dort erwartet!